domingo, 27 de septiembre de 2009

HARNONCOURT - ZUFÄLLE DES LEBENS

Zufälle des Lebens

Wenn Sie in Ihrem Werdegang nochmals von vorne anfangen könnten, würden Sie alles nochmals gleich machen?

Schwer zu sagen. Viele Weichenstellungen in meinem Leben waren vom Zufall abhängig, und es ist fraglich, ob diese Zufälle wieder so eintreten würden. Zum Beispiel: Ich habe mich relativ spät ,ungefähr mit siebzehn Jahren, entschlossen, Musiker zu werden. Da hatte ich schon ein professionelles Marionettentheater, und mein Berufswunsch ging in Richtung Theater, Marionettentheater, Bühnenbild und Holzbildhauerei. Ich spielte natürlich schon Cello, hatte auch sehr gute Lehrer, fand es aber nicht unbedingt notwendig, das als Beruf zu machen. Dann, 1947, war ich krank, und da hörte ich im Radio eine Aufnahme von der siebten Sinfonie von Beethoven. Da fühlte ich: Ja, das ist mein Beruf. Wenn ich jetzt nicht krank gewesen wäre und diese Sinfonie nicht gehört hätte, wäre ich vielleicht einen ganz anderen Weg gegangen. – Dann gibt es noch eine zweite Weichenstellung im Jahr 1969, als ich schon siebzehn Jahre Orchestermusiker in Wien war. In einem Konzert musste ich zum x-ten Mal die g-moll-Sinfonie von Mozart spielen. Mit steigender Verärgerung. Ich verstand einfach nicht, warum wir sie gerade so immer wieder spielen mussten. Ich hatte die Partitur auf dem Pult und fand: wir spielen eigentlich gar nicht das Stück. Ich hatte auch sehr viel über diese Sinfonie gelesen, die für jeden Musiker, der Mozart liebt, selbstverständlich ein ganz wichtiges Stück ist. Das einfach als nettes, hübsches Abendstück zu spielen, ging mir total gegen den Strich. Und nach dieser Aufführung im April 1969 beschloss ich: Weg vom Orchester, so nie wieder diese Sinfonie! Ich diskutierte das mit meiner Frau. Wir hatten damals schon vier Kinder, und es gab überhaupt keine Pläne und kein Netz, das mich aufgefangen hätte. Doch wir sagten uns: Das muss sein, es wird schon irgendwie gehen. Das hat ganz bestimmt meinen Werdegang entscheidend beeinflusst.

Wie schätzen Sie Ihre Arbeit als Orchestercellist nachträglich ein?

Mit dem heutigen Bewusstsein würde ich sicher nicht mehr in ein Orchester gehen. Aber es würde mir etwas sehr Wichtiges fehlen. Ich war bei den Wiener Symphonikern. Karajan war damals der Chef, und alle bedeutenden Dirigenten aus der alten Generation gastierten bei uns. Wir spielten die meisten Uraufführungen in Wien; die Philharmoniker hätten das nie gemacht, und das Rundfunkorchester war damals nicht gut genug. Für mich war das eine sehr wichtige Zeit, um Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Aber es war letztlich eine Zufallsentscheidung, gerade in dieses Orchester zu gehen. Also, um auf Ihre erste Frage zurückzukommen: wenn ich jetzt noch einmal von vorne anfangen würde, hätte ich wahrscheinlich einen andern Beruf.

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